Stollenanlage in Roggendorf

Am 20. März 1944 wurde mit dem Bau der Stollenanlage im Wachberg unter dem Decknamen "Projekt Quarz" begonnen. Dort sollte die Untertage-Fertigung für Kugel- und Wälzlager für die Rüstungsbetriebe Steyr-Daimler-Puch, Flumo Steyr undFoto alte Stollenanlage das Nibelungenwerk untergebracht werden. Die Anlage, die im Wachberg zwischen Melk und Loosdorf Platz finden sollte, war mit einer geplanten Produktionsfläche von mindestens 75.000m² für eine komplette unterirdische Fabrik gedacht, einschließlich einer Direktion und der Verwaltung mit Büros, Telefon, Fernschreibern usw. Die Fabrik sollte 2.300 Werkzeugmaschinen Platz bieten, 6.500 Arbeiter und Arbeiterinnen und 700 Angestellte sollten dort ihrer Beschäftigung nachgehen. Am Jahresende sollte diese fertiggestellt sein.

Größtenteils wurde der beförderte Sand in die Donau gekippt um der Luftaufklärung keine Anhaltspunkte zu liefern.

Foto 2 alte StollenanlageFür den Vortrieb wurden KZ-Häftlinge angefordert, die in der Melker Biragokaserne einquartiert waren. 234 Bergleute, 1.096 zivile Arbeiter und 4.720 Häftlinge waren im August 1944 beim Stollenbau tätig. 14.390 Häftlinge wurden bis zur Evakuierung ins KZ-Melk eingeliefert.

Der Stollen "A" (am Foto ganz links "Eingang") war mit einer Breite von 9,29 m und einer Höhe von 8 m als unterirdischer Bahnhof gedacht, in den die Transportzüge, über ein Anschlußgleis vom Bahnhof Loosdorf kommend, zweigleisig einfahren konnten. In den 6 Hauptstollen (B-G) waren Zwischendecken vorgesehen. Die Obergeschosse waren für Speisesäle und Garderoben der Belegschaft gedacht.
Skizze Stollenanlage
Grundgedanke der Konzeption der Stollenanlage war, eine komplette Fertigung vom angelieferten Rohstoff bis zum fertigen Produkt unterirdisch zu ermöglichen und so ein Höchstmaß an Schutz vor Luftangriffen zu bieten. Deshalb sollten auch die an- und abfahrenden Züge unterirdisch be- und entladen werden können.  Überdies wurden alle Versorgungseinrichtungen wie Trafostationen oder Pumpenanlagen in den Betonbunker eingebaut und Notstromaggregate installiert.

Bis Kriegsende waren 2 Drittel der geplanten Stollenanlage ausgebrochen und 1 Drittel bereits mit Beton ausgekleidet. Wohn- und Lagerbaracken wurden in Anzendorf, Merkendorf und Roggendorf für die Zwangsverpflichteten und Inhaftierten der KZ-Außenstelle von Mauthausen in Melk gebaut.

Foto alte Stollenanlage
Am Pfingstmontag des Jahres 1945 erfolgte die erste Bombardierung des Werkes. Es gab einige Tote und Verletzte , aber nur geringen Sachschaden.
Die Leiden, die die Bevölkerung durch die abmarschierenden Verlierer und die einmarschierenden Sieger und die freigewordenen Dienstverpflichteten und Kriegsgefangenen erlitt, grenzen an das Schlimmste.


Die Stollenanlage wurde im April 1945, als die russischen Truppen nahten, aufgelassen. Menschen vieler Nationen fristeten hier ihr Dasein. Oft bestanden sie nur mehr aus Haut und Knochen . Sie wurden streng bewacht und ihr Leben war schrecklich.